Lektion 4

Innere Stärken entwickeln

Diese Übung zur Erfahrungspraxis (aus Lektion 3) war für Dich sicher eine angenehme Erfahrung. Dabei wachsen auch gleichzeitig Stärken in Dir, wie Dankbarkeit oder das Gefühl, geliebt zu werden. Zudem lernst Du, Deine Aufmerksamkeit besser zu lenken.

Die Metapher von den zwei Wölfen, die im Herzen von jedem von uns wohnen, veranschaulicht die Bildung inneren Stärken:

Zwei Wölfe im Herzen - eine Geschichte

Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von jenem Kampf, der in jedem Menschen tobt.

Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.

Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.

Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“

Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“

Der alte Cherokee antwortete: „Der, den Du fütterst.“

Der Wolf des Hasses liegt ebenso in unserer Natur wie der Wolf der Güte. Wir können ihn nicht töten. Und ihn zu hassen, nährt ihn nur. Außerdem hat er Eigenschaften, die manchmal nützlich sind. Wut ist anregend und kämpft gegen Misshandlung und Ungerechtigkeit. Wir brauchen auch Platz für die Wut in uns. Und wir müssen verstehen, warum wir wütend sind. Ebenso müssen wir Verständnis für die Wut von anderen haben und begreifen, warum sie wütend sind – vielleicht ja auf uns. Wut und Zorn sind verführerische und mächtige Kräfte. Wir brauchen den Wolf des Zorns, aber wir müssen ihn zurückhalten und führen.

Innere Stärken entwickeln

Zu den inneren Stärken gehören: Verständnis, positive Gefühle, Motivation, Tugenden: Welche inneren Stärken möchtest Du momentan
gerne ausbilden?

 

Welche mentalen Ressourcen würden Dir derzeit in Deinem Alltag helfen, wenn Du mehr davon hättet? Manche dieser Stärken besitzt Du sicherlich schon, auch wenn sie vielleicht noch schwach, untrainiert und scheu sind.

Eine Möglichkeit zur Klärung ist auch folgende Frage: Was möchtest Du hier aus diesem Training lernen?

 

Worin möchtest Du wachsen? Wovon hättest Du gerne mehr in Dir selbst zur Verfügung – und wie können diese Dinge Dir oder anderen Menschen in Deiner Umgebung helfen?

woman, write, notepad-792162.jpg

Reflexion 2: Welche inneren Stärken möchtest du momentan gerne ausbilden?

Innere Stärken sind in unserem Gehirn verwurzelt

Es stellt sich die Frage, wie bekommt man sie ins Gehirn, d.h. wie kann sich das Gehirn zum Besseren hin verändern?  Unser Gehirn verbessert sich durch emotionales und soziales Lernen: Dadurch entstehen weitere neuronale Strukturen.

Je häufiger und intensiver wir lernen, desto mächtiger wachsen diese Strukturen. „Neurons that fire together, wire together” ist ein berühmter Satz, den der Neuropsychologe Donald Hebb schon 1949 formulierte.

Dieses emotionale Lernen erfolgt zweistufig, von der ersten Aktivierung zur Konsolidierung und Festigung. So wird aus einem vorübergehenden Zustand eine bleibende Struktur. Du wirst einfühlsamer und stärker durch wiederholtes Festigen von emotionalen Erfahrungen wie Empathie, Fürsorge und Verständnis!

Du wirst dankbarer durch wiederholtes Festigen von Erfahrungen der Dankbarkeit. Du wirst selbstbewusster, je häufiger Du Selbstbewusstsein und Selbstrespekt erfährst.

Die meisten Erfahrungen von innerer Stärke, wie Freundlichkeit, Einsicht, Resilienz, Selbstwert, Liebe sind angenehm. Das ist gut, aber es verleitet uns dazu, angenehme, positive Erfahrungen als trivial, oberflächlich oder lediglich wohltuend abzutun.

Aber diese Erfahrungen sind die primären Bausteine unserer inneren Stärken. Ohne das Festigen von vorübergehenden Geisteszuständen und die Installation als dauerhafte neuronale Strukturen findet kein Lernen, keine Veränderung im Gehirn statt! Aktivierung ohne Stabilisierung und Festigung ist angenehm, hat jedoch keinen bleibenden Wert.

Welcher Bruchteil Deiner positiven Zustände verwandelt sich in neuronale Strukturen? Aktivierte Zustände sind flüchtig und sehr leicht von äußeren Umständen beeinflussbar, während installierte Merkmale viel dauerhafter und weniger von außen beeinflussbar sind.

Wenn wir wohltuende Merkmale ausbilden, dann sind unser innerer Frieden, unser Glück und unsere Liebe sehr tief verwurzelt. Wir können sie überall hin mitnehmen, wie Vorräte in unserem Rucksack, auf dem langen und oft schwierigen Weg durchs Leben.

Es ist bemerkenswert, dass der primäre Weg wohltuende Merkmale in uns auszubilden, darin liegt auf geschickte Art, die wohltuenden Zustände zu nutzen. Dies wiederum fühlt sich meistens sehr angenehm an.

Hier Geht's WEiter

Nach oben scrollen