Lektion 5

Bestandteile einer Erfahrung

Bevor wir jetzt gleich nochmal im Einzelnen erörtern, WIE wir eine wohltuende Erfahrung im Gehirn installieren, wollen wir zunächst nochmal analysieren und benennen, WAS es ist, das wir während einer Erfahrung aktivieren, also WAS es ist, das wir installieren. Es gibt fünf wesentliche Bestandteile einer Erfahrung, wobei jeder der Bestandteile die Gelegenheit bietet, etwas Wohltuendes in sich aufzunehmen:

  • Gedanke (Überzeugung, Sichtweise, Meinung, Erwartung, Erinnerung, Idee…)
  • Wahrnehmung (Körperempfindung, visueller Eindruck, Klang, Geschmack, Geruch…)
  • Emotion (vorübergehendes Gefühl und andauernde Stimmung)
  • Sehnsucht (Bedürfnis, Wunsch, Motivation, Absicht, Verlangen, Sinn, Ziel, Hoffnung, Traum, Vorstellung, Entschlossenheit, Zielstrebigkeit…)
  • Handeln / Tun (Verhalten, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, Neigung, Wissen darum, wie man Dinge tut…)

Fast immer sind Erfahrungen Kombinationen aus den Bestandteilen. So ist zum Beispiel eine Einstellung die Kombination aus Emotionen und Gedanken. Leidenschaft ist eine Kombination aus Vitalität (Wahrnehmung – Körperempfindung), Sehnsüchten und oft Emotionen.

Jedes dieser Erfahrungselemente kann Bestandteil eines mentalen Zustands sein oder sich auch in dessen Zentrum befinden. Deshalb kann jeder dieser Bestandteile der Erfahrung als ein bleibendes Merkmal verinnerlicht werden.

Zum Beispiel könntest Du die folgenden Dinge verinnerlichen:

  • einen Gedanken, dass Du, wenn Du später am Abend auf Alkohol verzichtest, Du am nächsten Tag besser aus dem Bett kommst;
  • die Wahrnehmung (körperliches Empfinden) von innerer Kraft und Entschlossenheit;
  • eine Emotion von Freude;
  • die Sehnsucht in der nächsten Diskussion mit den Arbeitskollegen, für Dich einzustehen;
  • oder die Handlung, in einem hitzigen Gespräch zentriert zu bleiben und den anderen nicht anzugehen.

Der erste Schritt von HEAL: Eine positive Erfahrung MACHEN

Es gibt zwei Wege, eine positive Erfahrung zu machen:

  • Notiz nehmen von einer wohltuenden Erfahrung, die Dir mehr oder weniger bewusst ist: im Vordergrund die Freude über das Lächeln Deines Gegenübers, im Hintergrund, die Körperempfindung in Deinen Füßen, die gerade schön warm sind).
  • Eine wohltuende Erfahrung erzeugen, indem Du Dir bewusst wirst, wie schön es ist, gerade keine Schmerzen zu haben oder Du Gefühle von Dankbarkeit in Dir erweckst.

Notiz nehmen:
Es ist wichtig, zu erkennen, dass es fast in jedem Moment wohltuende Gedanken, Wahrnehmungen, Emotionen, Sehnsüchte oder Handlungen gibt, die bereits in Deiner Erfahrung vorhanden sind.

Schau mal, ob es jetzt in diesem Moment angenehme Aspekte in Deiner Erfahrung gibt. Vielleicht kannst Du wahrnehmen, dass es Dir jetzt gerade ausreichend gut geht. Selbst wenn Du niedergeschlagen bist, wenn es Dir emotional schlecht geht, Du voller Sorgen bist, oder Du starke Schmerzen hast, gibt es zumindest ein Körperteil, das entspannt ist? Oder ein Gedanke, der sich gut und tröstlich anfühlt?

Es ist, als ob Du bereits ein Beutelchen mit Edelsteinen bei Dir trägst – und Du den Inhalt dieses Beutels jederzeit ansehen kannst. Du kannst Zuflucht nehmen in den wohltuenden Aspekten Deiner Erfahrung, die schon jetzt vorhanden sind, und Erleichterung finden, daran auftanken und darin Stärke finden.

Einen wohltuenden Zustand erzeugen:
Wie schaffen wir es, bewusst wohltuende Erfahrungen zu erzeugen: Uns für sie zu öffnen, sie zu fördern, anzuregen – und sie dann in uns aufzunehmen? Ganz einfach: Wir lenken unsere Aufmerksamkeit auf einen Stimulus (einen Reiz), und lassen diesen dann zu einer Erfahrung anwachsen. Dazu hältst Du nach positiven Faktoren Ausschau:

  • In Deiner unmittelbaren Situation
  • In aktuellen oder jüngsten Ereignissen
  • In anhaltenden Umständen
  • In Deinem Charakter
  • In Deiner Vergangenheit (einschließlich Ereignissen, Umständen, Deinem Charakter)
  • In zukünftigen Ereignissen
  • Im Umdeuten („Reframing“) von Tatsachen, sodass Du das Positive darin erkennen kannst
  • Im Leben anderer, über die Du Dich freuen könntest
  • In Deiner Vorstellung
  • Indem Du anderen gegenüber Fürsorge ausübst, ihnen Gutes wünscht, zu ihrem Wohlergehen beiträgst
  • Durch direktes Hervorrufen einer wohltuenden Erfahrung
  • Indem Du für gute Tatsachen sorgst
  • Indem Du Dich mit anderen über positive Dinge austauscht

Einen positiven Umstand in eine körperlich wohltuende Erfahrung umwandeln!

Natürlich reicht es nicht aus, positive Umstände zu erkennen – Du musst sie auch für Dich erfahrbar machen!
Folgende Tipps helfen Dir dabei, das Wissen über eine positive Tatsache in eine körperlich wohltuende Erfahrung umzuwandeln:

  • Lenke Deine Wahrnehmung auf Deinen Körper
  • Werde weich, öffne Dich und erspüre die positive Tatsache
  • Erkenne mit wachem Geist diejenigen Aspekte in den guten Umständen, die eine wohltuende Emotion, eine gute Haltung oder ein wohltuendes Gefühl in Deinem Körper hervorrufen können.
  • Versuche, Dir selbst eine Haltung der Güte entgegenzubringen, ein ermutigendes Gefühl wie „Mach nur, es ist ganz in Ordnung eine gute Erfahrung zu machen. Es ist nichts Falsches dabei. Es ist gut für Dich.“

Sobald Du eine wohltuende Erfahrung hast, kannst Du sie anreichern und in Dich aufnehmen, um sie in Deinem Gehirn zu installieren. In der folgenden Übung kannst Du das ausprobieren:

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Gute Tatsachen in wohltuende Erfahrungen umwandeln

Wie gut gelang es Dir, eigene gute Qualitäten zu erkennen? Du kannst hierzu den Freundestest machen: Wenn Dein Freund/Deine Freundin einige wirklich gute Qualitäten hat – es reichen einige grundlegende Qualitäten, wie Anständigkeit, Mut, Gutherzigkeit, Talent, Wärme, etc. – würdest Du diese in Deinem Freund/ Deiner Freundin erkennen?

Wäre es angemessen, wenn Du diese Qualitäten, die er/sie tatsächlich hat, übersehen, klein machen oder gar leugnen würdest? Wie könnte ein Erkennen, Befürworten und Mitfreuen an diesen guten Qualitäten in Deinem Freund/Deiner Freundin Euch allen zugutekommen?

Du kannst sehen, worauf es hinausläuft. Drehe es um: Warum wäre es gut, das Gute in Deinem Freund/Deiner Freundin zu erkennen und Dich wohl dabei zu fühlen, aber schlecht, es in Dir selbst nicht zu erkennen?

Im Stande zu sein, wohltuende Erfahrungen selbst zu aktivieren, ist wesentlich für die Bewältigung (Coping), Heilung, tägliches Wohlbefinden und Effektivität, persönliches Wachstum und vielleicht auch spirituelle Praxis.

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